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Alt 02.05.2023, 18:34   #1
Aus dem Untergrund


Geändert von DonFredo (11.05.2023 um 20:55 Uhr).
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Alt 02.05.2023, 18:47   #2
kukeulke
 
 
Registriert seit: 13.11.2014
Ort: nahe Stuttgart
Beiträge: 314
Dein Besuch im Münchner Untergrund hat sich absolut gelohnt. Ein sehr gelungenes Bild erzählt eine Geschichte. Gefällt mir sehr.
__________________
Vielfalt statt Einfalt
LG Kurt
kukeulke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2023, 20:25   #3
Mainecoon
 
 
Registriert seit: 20.10.2013
Beiträge: 2.097
Vorab:
Der Münchner Westfriedhof (also die U-Bahn-Haltestelle, mit 11 bunten Lampen von Ingo Maurer) ist für mich die schönste Haltestelle in der bayerischen Metropole. Auch und vor allem deshalb, weil Maurer den Friedhof mit einbezogen hat: Die Wände dort sind naturbelassen, unverputzt, roh. Sie wirken wie Lehmwände, deren Unebenheiten von den roten, gelben und blauen Leuchten mit ihren je 3,80m im Durchmesser breiten, schwarzen Lampenschirmen auf eine eigenartige und berührende Art hervorgehoben werden. Die allermeisten Fotos werden übrigens deutlich aufgehellt präsentiert, was nicht der Realität entspricht. Der Bahnhof hat ein eher mystisches, gedämpftes Licht mit deutlichem Schwarzanteil; kühl wirkt er, als sei man in eine Gruft eingetreten, still, selbst wenn viele Menschen auf ihren Zug warten, und dabei weder trist noch düster oder gar bedrohlich. Die Halle verneint nicht die Trauer, die sie tagtäglich erlebt, sie tröstet auch nicht. Aber sie schenkt Ruhe, sanftes Vergessen und so etwas wie ein langsames Verschwinden in den Schatten, als seien es Mäntel, die den Trauernden den Blicken der Anderen entziehen.

Peters Interpretation:
Eine ältere Gestalt betritt langsam einen langen Gang aus kühl-weißen Leuchten, höhnisch belacht von einem Dämon über ihr. Automatisch kommt dem Betrachter Dantes Wort über das Höllentor in den Sinn: ""Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren". Hier ist kein sanftes, allmähliches Vergessen, keine wohltuende Stille. Das mächtige Schwarz-weiß kaserniert den Menschen, die Lampen zwingen ihn, sein Leid den ganzen Weg bis zum bitteren Ende bei vollem Bewusstsein zu durchleiden. Die Schatten sind nicht einfach nur Schatten, sondern sekundenschnelle Auslöschung. Hier gibt es nur Hoffnungslosigkeit oder Foltertod. Eine moderne Auschwitzrampe.

Ist Peter seinem Motiv gerecht geworden?
In meinen Augen: nein.
Den Gleichmut des Originals ersetzt Peter durch heftigste Gefühle wie Hass, Verhöhnung, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Angst. Der Farbigkeit des Originals setzt er das starre, gnadenlose Schwarz-weiß entgegen. Obwohl man sich im Original nur wenige Meter unter der Erde befindet und den Ort jederzeit über eine der überbreiten Treppen verlassen kann, sperrt Peters Interpretation uns in den tiefsten, höllischsten Tiefen ein, damit wir auf ewig dort ausharren müssen.

Ist Peters Aufnahme gut?
Er nimmt etwas und eignet es sich mit einer Radikalität an, dass es richtig weh tut. Ohne das Grundgerüst anzutasten, verändert er das Motiv und seine Aussage von Grund auf und macht daraus seins. Das ist nicht gut, das ist herausragend!!!

Aber?
Ich frage mich, ob das Foto ohne die abgebildete Person nicht noch intensiver wäre.
Noch kann sich der Betrachter erleichtert darin flüchten, dass ja nicht ihm das Unvorstellbare droht, sondern der Figur links vorn. Was aber, wenn das höhnische Lachen nicht der Figur, sondern ihm, dem Betrachter, gelten würde? Wenn das Bild zu seinem eigenen Memento mori würde?

Ich bin gespannt auf weitere Kommentare!

Mainecoon
__________________
Zur Demokratie gibt es keine Alternative.
Mainecoon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2023, 20:30   #4
HHS
 
 
Registriert seit: 11.02.2006
Ort: Deutschland - im Schwabenländle
Beiträge: 383
Zitat:
Zitat von Mainecoon Beitrag anzeigen

Aber?
Ich frage mich, ob das Foto ohne die abgebildete Person nicht noch intensiver wäre.
Noch kann sich der Betrachter erleichtert darin flüchten, dass ja nicht ihm das Unvorstellbare droht, sondern der Figur links vorn. Was aber, wenn das höhnische Lachen nicht der Figur, sondern ihm, dem Betrachter, gelten würde? Wenn das Bild zu seinem eigenen Memento mori würde?

Ich bin gespannt auf weitere Kommentare!

Mainecoon
Ich hab keine Kunst oder Fotografie studiert, um auch nur ansatzweise das beantworten zu können. Aber gerade weil eine Person drauf ist, gefällt mir dieses Bild- es haucht dem Bild Leben ein und erinnert für mich daran für wen diese Architektur gedacht sein sollte: den Menschen.
HHS ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2023, 21:28   #5
Crimson
 
 
Registriert seit: 16.01.2004
Beiträge: 6.149
Moin,

erstens: ja, gefällt mir sogar sehr - gerade die Reduktion auf wenige Formen, auf hartes Licht und harte Schatten, und auf eine darin eher verlorene Person gefällt mir sehr gut, handwerklich ist es eh zweifelsfrei.

Zweitens: ich bin auch absoluter Amateur, habe aber dennoch ein klares Empfinden bei solchen Bildern und bei Untergrund-Stationen generell.
Diese Architektur ist für Menschen gemacht? Ich wette, die Macher und Befürworter sehen es immer noch so, sonst würe man nicht immer noch Bahnhöfe im Untergrund bauen. Schon alleine den Menschen irgendwo in den Untergrund zu bringen ist nicht für den Menschen, kann es nie sein, außer vielleicht bei ein paar lichtscheuen Gestalten. Man kann versuchen, es irgendwie freundlich farbig zu gestalten, es bleibt der Untergrund. Und das undurchdringliche Schwarz unterstreicht das absolut treffend, Farbe schafft hier nur Illusion (was durchaus trotzdem sehr gute Bilder ergeben kann).

Ach ja, und dass das der Bahnhof Westfriedhof ist, hat natürlich seinen ganz eigenen Witz

Viele Grüße,
Markus
__________________


Geändert von Crimson (03.05.2023 um 08:51 Uhr) Grund: Tippfehler
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Alt 02.05.2023, 22:06   #6
Tobbser
 
 
Registriert seit: 09.04.2017
Ort: LU, CH
Beiträge: 2.821
Hoi Peter,

das gefällt mir sehr gut. Ich empfinde es auch nicht als traurig, aber man kann herrlich viel hineininterpretieren und seiner eigenen Fantasie freien Lauf lassen, wodurch man beim Bild bleibt. Mainecoons Monster habe ich auch entdeckt.

Liebe Grüße
Tobias
Tobbser ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2023, 16:00   #7
raul
 
 
Registriert seit: 15.07.2011
Beiträge: 2.040
Zitat:
Zitat von Mainecoon Beitrag anzeigen
Peters Interpretation:
Eine ältere Gestalt betritt langsam einen langen Gang aus kühl-weißen Leuchten, höhnisch belacht von einem Dämon über ihr. Automatisch kommt dem Betrachter Dantes Wort über das Höllentor in den Sinn: ""Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren". Hier ist kein sanftes, allmähliches Vergessen, keine wohltuende Stille. Das mächtige Schwarz-weiß kaserniert den Menschen, die Lampen zwingen ihn, sein Leid den ganzen Weg bis zum bitteren Ende bei vollem Bewusstsein zu durchleiden. Die Schatten sind nicht einfach nur Schatten, sondern sekundenschnelle Auslöschung. Hier gibt es nur Hoffnungslosigkeit oder Foltertod. Eine moderne Auschwitzrampe.
Also deine Phantasie und Kreativität in allen Ehren, aber das ist wohl weniger "Peters Interpretation" als deine! Selbst wenn man da ein Monster sehen will, ist eine "moderne Auschwitzrampe" eine ziemlich geschmacklose Analogie, zumal wir auch nicht wissen, ob Peter sich das so gedacht hat. Wenn seine Motivation z.B. einfach nur ein möglichst minimalistischer Low-Key war, wäre ich an seiner Stelle über deine Interpretation ziemlich erschrocken.

Meine Gedanken zum Bild:
Mir gefällt die saubere und reduzierte Ausführung, die das minimalistische Design des Bahnhofs aufgreift und in das Bild überführt.

Gruß,
raul

Edit: typo
__________________
Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten. - Tagore
raul ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2023, 16:31   #8
CB450

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 17.06.2004
Ort: OBB
Beiträge: 6.448
Hallo zusammen,
vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und die Muße sich mit meinem Bild zu beschäftigen.
Das freut mich wirklich riesig.



Zitat:
Zitat von Mainecoon Beitrag anzeigen

...
Ich frage mich, ob das Foto ohne die abgebildete Person nicht noch intensiver wäre.
Noch kann sich der Betrachter erleichtert darin flüchten, dass ja nicht ihm das Unvorstellbare droht, sondern der Figur links vorn. Was aber, wenn das höhnische Lachen nicht der Figur, sondern ihm, dem Betrachter, gelten würde? Wenn das Bild zu seinem eigenen Memento mori würde?
Mainecoon
Wow, das ist wohl die intensivste Auseinandersetzung und Interpretation zu einem meiner Bilder. Ich kann nicht in allen Ausführungen mitgehen, aber das ist doch das spannende an Bildern, diese unterschiedliche Wirkung und Anregung der eigenen Phantasie.
Die Frau im Bild gehört für mich dazu. Sie hilft zu einer emotionalen Verbindung zu kommen. Ohne die Person fände ich es zu technisch und nüchtern.

Zitat:
Zitat von Crimson Beitrag anzeigen
...
erstens: ja, gefällt mir sogar sehr - gerade die Reduktion auf wenige Formen, auf hartes Licht und harte Schatten, und auf eine darin eher verlorene Person gefällt mir sehr gut, handwerklich ist es eh zweifelsfrei.
Viele Grüße,
Markus
Ja, die Reduktion hat mich geleitet. Bei der Aufnahme und der Bearbeitung.

Zitat:
Zitat von Kurt Weinmeister Beitrag anzeigen
Endlich mal ein Bild abseits des Mainstreams.
Die s/w Umsetzung ist bestens gelungen, das Licht wirkt so viel plastischer und akzentuierter, als ich es in bunt in Erinnerung habe.
Die obigen Lichtflecke würde ich entfernen -> sie bringen für mich zu viel an Dimension in das Bild, das aber eigentlich nur aus einer Richtung bestehen sollte. Ich will da keinen “Himmel” sehen.
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Bild!
Danke dir. Auch wenn es sehr viele Ausarbeitungen in Farbe gibt, mag ich SW in dieser Umgebung sehr.
Die Augen aus Licht sind so ein kleiner Clou, aber natürlich kann man die Reduktion noch weiter ausbauen. Mal sehen...

Zitat:
Zitat von cf1024 Beitrag anzeigen
Sehr schön geworden, dein Foto. Für mich trägt es den Titel "Die letzte Reise".

Wie von Dir gewohnt, bestens bearbeitet und präsentiert.
Auch ein passender Titel. Etwas Tristesse trägt die Szene schon in sich. Vielen Dank Klaus.

Zitat:
Zitat von Dana Beitrag anzeigen
Ich bin von dem Bild begeistert.

Die Bearbeitung passt auf jedes Hochglanz-Fotografie-Cover, alles ist so total klar und brillant in schwarz-weiß.

Und dann die innere Geschichte, die diesem Megaklasse-Prinzip entgegen steht und damit einen inhaltlichen Stilbruch begeht...mag ich sehr.

Chapeau.

(Wenns ums weg oder nicht weg geht: WENN was weg, dann die beiden Flecken UND dieses Mitteldings, bei gleichbleibender Bildaufteilung. Wirkt noch drückender. Aber wie Mainecoon es oben beschreibt: ich habe auch als erstes dieses Monster gesehen. Augen, aufgerissener Mund. Und auf Metaebene ja auch total interessant, dass das noch dabei ist.)
Danke Dana. Auf die "Augen" bin ich ja bereits eingegangen. Vielleicht mache ich noch eine Version "ohne".

Zitat:
Zitat von XG1 Beitrag anzeigen
Dann mach ich mal den Banausen.

Ein Monster sehe ich nicht. Wo ist das? Der Mann ist sicher nicht gemeint.

Dass das eine Station am Friedhof ist, sieht man ebenso wenig, denn der Name der Station ist nicht erkennbar. Intrinsisch liegen also diesbezügliche, eventuelle Doppeldeutigkeiten/Geschichten nicht vor.

Was sieht man also wirklich? Ein etwas ärmlich wirkender, älterer Mann bewegt sich in einer schlecht beleuchteten, aber dafür sonst unbelebten - nicht so überfüllten U-Bahnstation. That's it. Der Fotograf hat den Farbfilm vergessen. Ok, letzteres ist nicht ernst gemeint sondern nur so spontan durch den Kopf geschossen.

Manche der bisherigen Kommentare halte ich für schwer überinterpretierend...
So nüchtern betrachtet trifft deine Beschreibung natürlich ins Schwarze. Sollte bei einem SW Bild auch so sein. Massiv unterbelichtet habe ich übrigens auch.
Danke aber für deinen Kommentar. Du schreibst ja auch weshalb ich es in dir nichts auslöst. Den Westfriedhof hatte ich im im Eingangspost erwähnt, auf das "Monster" wurde ja bereits hingewiesen.
Den Begriff "Überinterpretation" finde ich schwierig. Wie gesagt, Bilder haben unterschiedliche Wirkungen auf Menschen.

Zitat:
Zitat von HaPeKa Beitrag anzeigen
Jedes Bild, das es schafft, einen mehr als 2-3 Sekunden zum Verweilen zu bringen, ist eine Freude für Auge und Geist. Egal, was einem dabei durch den Kopf geht oder welche Assoziationen es auslöst. Ich bin sicher eine Minute hängen geblieben, Chapeau. Ein Phantasie anregendes Foto!
Danke für die Minute.

Zitat:
Zitat von raul Beitrag anzeigen
Also deine Phantasie und Kreativität in allen Ehren, aber das ist wohl weniger "Peters Interpretation" als deine! Selbst wenn man da ein Monster sehen will, ist eine "moderne Auschwitzrampe" eine ziemlich geschmacklose Analogie, zumal wir auch nicht wissen, ob Peter sich das so gedacht hat. Wenn seine Motivation z.B. einfach nur ein möglichst minimalistischer Low-Key war, wäre ich an seiner Stelle über deine Interpretation ziemlich erschrocken.

Meine Gedanken zum Bild:
Mir gefällt die saubere und reduzierte Ausführung, die das minimalistische Design des Bahnhofs aufgreift und in das Bild überführt.

Gruß,
raul

Edit: typo
Meine Intention zu diesem Bild war sicher etwas abweichend, aber Geschmacklosigkeit kann ich nicht erkennen. Etwas drastisch? Ja! Aber wie schon erwähnt, Bilder wirken unterschiedlich.
Es gibt ja keinen negativen Kontext.
__________________
Schöne Grüsse,
Peter

Instagram
CB450 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2023, 20:36   #9
DonFredo
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Ort: Frankfurt (Oder) als Ex-Berliner
Beiträge: 16.411
Das Bild wurde für die Ausstellung vorgeschlagen.


Die Abstimmung ist eröffnet
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LG
Manfred

...der nun über 15 Jahre mit einer knipst... Current Status: Ge-Boostert

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DonFredo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2023, 20:27   #10
HHS
 
 
Registriert seit: 11.02.2006
Ort: Deutschland - im Schwabenländle
Beiträge: 383
Zitat:
Zitat von CB450 Beitrag anzeigen
Vielleicht gefällt es euch ja auch.
Das gefällt sehr!
HHS ist offline   Mit Zitat antworten
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