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Alt 22.10.2018, 18:13   #15
Dana

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 21.08.2008
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Fr, 5.10.
Von bekloppten Kirchenglocken und buchstabierenden Navis


Die Nacht war ok, aber wie das so in fremden Betten ist, man schläft doch nicht so gut wie daheim (das sollte sich später noch ändern, aber momentan gilt es noch. ), daher schlief ich wesentlich länger als gedacht, weil die Pausen ja irgendwie kompensiert werden mussten. Wecker war aus, weil ich wusste, dass ich auf jeden Fall rechtzeitig aufwachen würde (innere Uhr und so).

Die Kirchenglocke des Örtchens ertönte. Ich lächelte…zählte mit, mal sehen, ob es sieben oder acht war…
1….. 2…… 3….. 4….. 5….. 6…… 7………… 8….. ouh, doch schon acht…
……9…….Waaaaaas????? Verschlafen???? Ach du SHIT…da sollten wir beim Frühstück sitzen!
Ich saß kerzengerade im Bett.
……10……..
????????????????????????
……11 …………. 12………… Ah, erstmal die volle Stundenzahl und dann vielleicht mit einer anderen Glocke die richtige?
……….. 13…………….. 14……………. 15……………… …….(ich kürze ab) ………….38 ………… 39……….. 40.

Ähm. Ja.
40 ist eine biblische Zahl. Ein interessanter Wecker für die Bergregion Como.

Es war tatsächlich acht Uhr und ich machte mich fertig, um dann nach unten zu gehen und schon mal die Läden zu öffnen, damit der Sonnenschein eine Chance hatte. Das Klavier stand da…und es war kurz vor neun…also durchaus eine zivile Zeit. Ich setzte mich dran…
Ein wenig Mozart, ein wenig Beethoven, noch ein Impromptu von Schubert… Hachja. Über die miese Stimmung hörte ich einfach mal hinweg.

Als ich aufhörte, nahm ich in der Küche schon Geklapper wahr, Roberta war also schon da und bereitete vor. Ich ging hinüber, um ihr zu helfen, da war aber eigentlich schon alles erledigt und sie strahlte mich an:
„Brava!“
Hihi… Ich schaute mir an, was es alles so gab. Meine Güte. Für uns zwei (und den Zimmerpreis!!) hatte sie fürstlich aufgefahren. Brot, Toast, süße Stückchen, Croissants, Zwieback (warum auch immer Italiener so gerne Zwieback essen…oder denken sie nur, die Deutschen tun das gern?), Pudding, Marmeladen, Honig, Nutella, Müsli, Wurst, Käse, Obst und ein ganzer, frisch gebackener Kuchen! Hammer. Da mochte man sich gern noch zwei, drei Reservemägen zulegen, einfach nur, um nicht aufhören zu müssen! Wahnsinn.

Wir frühstückten (gossen allerdings Tee und Kaffee weg, die waren nach einem Schlückchen als lebensgefährlich eingestuft worden), genossen das gute Essen und packten dann zusammen. Wir baten, unsere Sachen noch für eine Weile stehen lassen zu dürfen, weil wir gerne noch eine Runde fotografieren gehen wollten, einfach mal so um unser Häuschen herum. Durften wir, gingen wir.

Das war unser Häuschen:


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Und hier kann man die Gasse sehen, in die wir hätten einbiegen müssen. Dummerweise macht ein Weitwinkel alles viel weniger dramatisch als es wirklich war.


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Ob „Luigi, bring den Wäscheständer raus!!“ wirklich DAS bedeuten sollte?


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Und Vera entdeckte noch eine tolle Tür für den nächsten Adventskalender:


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(Da sie die nächste Zeit nicht unbedingt zum Bilderbearbeiten kommt, habe ich sie mal in Vertretung eingestellt, da ich sie ebenfalls aufgenommen habe)

Wir liefen noch etwas eine kleine Straße Richtung Sonne, eng bebaut, überall tatsächlich nur Kleinstwagen im Hof, dazu zT recht kitschige, zT sehr verwahrloste Gärten, aber mit viel Flair…und dann sahen wir noch etwas diesige „Aussicht“:


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Zurück an der „Casa“


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packten wir unsere Sachen in Robertas Auto und sie fuhr uns zurück zu unserem Wagen. Dort verabschiedeten wir uns herzlich und wir können hier wirklich Werbung machen.
Wenn jemand mal eine Übernachtungsmöglichkeit auf dem Weg sucht, die „La Casa di Trizzi“ bei Como ist wirklich wunderbar. Zwei herzallerliebste Gästezimmer (Familie, Freunde, zwei Pärchen), schön eingerichtet, sauber, tolles Frühstück, super Preisleistung und gute Betreuung! Man muss halt nur dran denken, dass man mit einem Kleinwagen nicht bis zum Haus vorfahren kann. Das macht aber nix, weil Roberta einen holt, wenn man es braucht und der Weg von der Garage bis zum Haus nicht lang ist, nur leicht in der Steigung.

Wir fuhren noch einmal den Berg hoch, um zu schauen, ob man die Aussicht von vorhin noch irgendwo etwas besser kriegen könnte…aber in Umbrien haben die Italiener die Aussicht gepachtet…bzw deren Häuser. Man kann immer nur bis zur Hauswand gucken und vermuten, dass die dann einen wunderbaren Blick haben, wenn sie aus ihrem Wohnzimmerfenster schauen.

So blieb uns nur eine Stadtansicht und ein komischer Turm:


Bild in der Galerie

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Wir gaben nun unser Endziel ins Navi ein und leider führte es uns weg vom Comer See, so dass wir von diesem nichts mehr mitbekamen. Schade! Dafür bot uns die eine Serpentine wenigstens ein bisschen Aussicht, wenn auch immer noch diesig und für die Bearbeitung eine Herausforderung:


Bild in der Galerie

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Die Autobahnfahrt war SO langweilig (also nur außerhalb des Autos, nicht innerhalb!). Nix los auf beiden Seiten der Straße - Umbrien ist recht ungezähmt und stark bewaldet, nicht so wie die Toskana - und die Italiener haben anscheinend auch keinerlei Gespür für schöne Rastplätze mit Sitzmöglichkeiten, wo man mal kurz in der Sonne sitzen und ein Brot genießen kann…so fuhren wir weitestgehend durch.

Das Navi sagte plötzlich: „halten Sie sich links, Richtung:….und dann folgten nur einzelne Buchstaben.
Hä….es würde sicher gleich nochmal kommen, das Navi sagte NIE nur einmal etwas:
„halten Sie sich links, Richtung:

EFF
I
ER
E
ENN
ZETT
E

Wir kriegten uns vor Lachen nicht mehr ein. Warum auch immer das Navi genau bei "Firenze" anfing zu buchstabieren, statt es auszusprechen (es sprach die wildesten Namen aus! Zwar gerne mal kreuzfalsch, aber es sprach sie aus!)…es traf aber voll unser Humorzentrum.

Als wir an der vierten oder fünften unbemannten Baustelle vorbei fuhren, beschwerte Vera sich:
„Überall steht ‚Men at work‘! Ja, wo denn? Kein einziger Mann zu sehen! Leere Versprechungen!“ Ihre Enttäuschung wuchs pro Baustelle…sollte mir das zu denken geben?

Dann kam der Moment, wo wir endlich von der Autobahn runter fahren durften und zwischendurch stoppten wir immer mal wieder, weil uns nette Ortschaften ein paar schöne Dinge preisgaben:


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Bei diesem Bild musste ich sehr lachen:


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Steht auf dem Schild doch „Case nuove“ (neues Haus)…

Die Landschaft wurde immer schöner…oder vielleicht auch einfach nur das Licht.


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Die Lichtstimmungen toppten sich dann gen Abend gegenseitig:


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Als wir endlich am Ziel ankamen (Fuchs und Hase waren schon lange vorher am GuteNachtsagen gewesen!), dämmerte es bereits stark, aber es war gerade noch so „hell“, dass wir ohne Schwierigkeiten unser Gepäck in die kleine Wohnung bringen konnten.
Sehr süß und klein, aber kaaaaaalt…. Wir wussten schon, dass die Heizung nicht angemacht werden konnte und hatten unsere Öfchen mitgenommen, die uns dann für die Abende etwas Wärme spendeten. Die Wohnung gehört Veras Freundin, daher hatten wir vorher schon alles abgeklärt und waren vorbereitet. Nach unserem Frosturlaub in der Cinqueterre wollten wir das ungerne wiederholen.

So. Hunger. Wohin?
Vera hatte über TripAdvisor etwas rausgesucht und wir ließen uns hin navigieren.
Als wir dort ankamen, wo das Navi sagte „Hier isses!“, war weit und breit überhaupt nix. Häuser zwar immerhin, aber nur Wohnhäuser, keinerlei Restaurants, nix. Na toll. Es war dunkel, wir hungrig und fremd…beste Voraussetzungen für einen entspannten Abend. Aber wir gaben die Hoffnung noch nicht auf, ich suchte mit der genauen Adresse der Homepage.
Das Navi sagte „aaaaah, DA wollt ihr hin!“ und führte uns über vergessene Wege und Stege mitten ins pechschwarze Dunkel.
Nur um uns dort abzusetzen, wo wieder nix war.
Ohmann. Ich hatte es also nicht besser, sondern schlimmer gemacht.

Genug ist genug! Ich gab bei Google „Restaurant“ ein, ab unserem Standort und Google führte uns zu einem italienischen Restaurant, das gute Bewertungen hatte und als „ungezwungen, locker, gemütlich“ beschrieben war. Klang ja gut.

Dort angekommen, mussten wir etwas revidieren.
Ok, es GAB es schon mal.
Ok, es war sogar offen.
Ok, man konnte dort essen.
Jaaay!
Aber es sah aus wie in einer Mensa, groß, eine Halle, viele Tische, sehr laut, sehr hallig…und sieben italienische Kinder, die völlig aufgekratzt den Laden terrorisierten. Es waren Kinder von Gästen (viele Tische besetzt) und vom Personal, die alle zusammen schreiend vorne im Restaurantbereich rumrannten. Die Akustik half unseren Ohren da nicht wirklich. Ich wunderte mich sehr, dass die Familien das zuließen und die anderen Gäste das nicht schlimm zu finden schienen…aber in Italien ist es tatsächlich so, dass Kindern relativ viel Freiheit gewährt wird…das sollte ich noch öfter merken.

Nachdem wir wirklich schon sehr belastet waren durch die beiden Anfahrtstage, war das für uns echt kaum zu ertragen. Glücklicherweise schüttelten dann doch einige Gäste auch den Kopf, was dazu führte, dass zwei Familien gingen und ein paar der „hauseigenen“ Kinder nach draußen verbannt wurden. Schlagartig war es ruhiger und wir konnten unser Essen genießen.

Da das Essen sehr lecker war, wollten wir es zu anderer Zeit in der Woche nochmals versuchen. Bei erneutem Kinderterror nimmt man sich dann halt einfach was mit und isst daheim.

Da Vera sich einen verdienten Wein gegönnt hatte, fuhr ich uns zu unserer Wohnung zurück, wo wir dann beide noch ein kleines Glas hoben und den Tag ausklingen ließen.

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Vorschau auf den nächsten Bericht:
Ein Regenbogen erhellt den Morgen, Erni und Bert sind nicht das, was sie scheinen und Oktopussalat aus einem italienischen Supermarkt ebenfalls nicht…
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Liebe Grüße!
Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

Geändert von Dana (22.10.2018 um 18:24 Uhr)
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